Nachhaltige Gestaltung von digitalen Anwendungen
Zahlen und Daten
1,88 Milliarden
Internetseiten im Jahr 2021
67 Millionen Nutzer
ab 16 Jahren in Deutschland
50 Milliarden Geräte
online im Jahr 2020
33 Millionen Tonnen CO2
jährlich für Internet und internetfähige Geräte
7 Stunden
verbringen Nutzer pro Tag online
3,7 %
der weltweiten CO2-Emissionen entstehen durch das Internet. Im Vergleich dazu produziert die weltweite Luftfahrtindustrie nur 2,5% der Gesamtemissionen.
> 1 Mrd. Computer
weltweit
Platz 6
beim weltweiten Stromverbrauch, wäre das Internet ein Land
44 Zettabyte (1021)
benötigtes Datenvolumen im Jahr 2022
850 kg CO2
produziert jeder Mensch
in Deutschland pro Jahr durch die Nutzung von IT
Wäre das Internet ein Land, würde es Platz 6 der Liste der Länder mit dem größten CO₂-Ausstoß belegen.
Klimakiller Internet
Dass der weltweite Flugverkehr einen großen Beitrag zur Klimakrise leistet, ist den meisten bewusst. Klimakativist:innen fordern immer wieder, dass die Flugzeugindustrie Verantwortung übernehmen muss, es weniger Inlands- und Kurzstreckenflüge gibt und wir grundsätzlich weniger fliegen. Der Anteil des weltweiten Flugverkehrs an den CO2-Emissionen liegt bei ca 3,01%. Wissenschaftler:innen haben herausgefunden, dass der Impact des Internets, der dazugehörigen Infrastrukturen der weltweiten Rechenzentren und der Lieferketten der benötigten Endgeräte bei 3,9% liegt.
Unsere Internetnutzung produziert im Jahr 4,2 Zettabytes (4.200 Billionen TB) CO2 im Jahr. Damit ist unsere tägliche Nutzung des Internets klimaschädlicher als unser jährlicher Urlaub. Durch die Entwicklungen unserer digitalen Kommunikation, besonders in den letzten zwei vergangenen Jahren, immer mehr Onlinestreamingdiensten und der Onlinebestellung unseres Einkaufs beim Supermarkt nebenan, entwickelt sich der CO2-Impact des Internes rasant.
In den 1970er Jahren stellte Dieter Rams zehn Thesen über gutes Design auf, eine davon lautet »Gutes Design ist umweltfreundlich«. Davon angesprochen fühlten sich zunächst hauptsächlich Produktdesigner:innen und sahen sich in der Verantwortung, etwas gegen die Klimakrise zu unternehmen, indem sie Produkte intelligenter gestalteten und nach innovativen Materialien suchten. In den letzten Jahren weitete sich der Gedanke des nachhaltigen Designs weiter auf den Bereich der Printprodukte aus. Hier ist der Zwang zu mehr Nachhaltigkeit durch den hohen Ressourcenverbrauch und den steigenden Konsum offensichtlich.
Die Digitalisierung wird von vielen Unternehmen als große Chance zu mehr Nachhaltigkeit kommuniziert. Papier wird eingespart, Transportwege fallen weg, Kommunikation kann innerhalb von Sekundenbruchteilen über große Distanzen stattfinden, ohne physisch den Ort wechseln zu müssen. Durch die technologischen Innovationen werden natürlich viele Prozesse effizienter und haben so einen positiven Einfluss auf die Umwelt.
Schaut man sich ein mal näher an, wie stark die Umwelt durch Rechenzentren auf der ganzen Welt, die Produktion von Smartphones und Laptops oder den permanenten Betrieb des Internes-Modems zu Hause ist, wird schnell klar, dass die Digitalisierung nicht unbedingt nachhaltig ist. Hochrechnungen zu Folge wird die Informations- und Kommunikationstechnologie« 2025 für 20% des weltweiten Stromverbrauchs verantwortlich sein. Damit rutscht das Land Internet auf Platz 4 im weltweiten Vergleich, direkt hinter China, Indien und den USA.
Nutzer:innen weltweit dazu aufzufordern, ihre im Schnitt 7-stündige Nutzung täglich zu minimieren, funktioniert genauso wenig, wie allen Menschen vorzuschreiben, dass sie von heute auf morgen kein Fleisch mehr essen dürfen. So wie Produktdesigner:innen die Produkte für morgen immer klüger, innovativer und nachhaltiger gestalten, sollten Gestalter:innen das auch im Bereich der Gestaltung von digitalen Anwendungen und Webanwendungen tun.
Daten = Strom = Emissionen
So geht grünes Webdesign
Datenreduktion – Bilder und Videos
Je mehr Bilder und Videos auf einer Website verwendet werden, desto mehr Energie muss aufgewendet werden. Überprüft die Inhalte also zuerst auf ihren wirklichen Nutzen. Bringt das Bild einen Mehrwert? Kann ich es durch einen Text ersetzen? Muss das Bild so groß dargestellt werden oder erzielt es die gleiche Wirkung, wenn es kleiner ist? Ist ein Bild notwendig sollte es technisch optimiert sein. Das bedeutet, dass es vor dem Upload auf den Server die richtige Größe hat und nicht nachträglich komprimiert werden muss. Außerdem gibt es mehr und weniger effiziente Dateiformate. Klassisch verwenden wir JPEGs, effizienter ist das Dateiformat WebP. Bei vektorbasierten Grafiken kann man statt eines Bildes eine SVG-Datei einsetzen und Animationen, die nur aus Vektoren bestehen können als codebasierte Lotti-Animation eingebunden werden.
Das Optimieren der Bilddateigröße reduziert den Energieverbrauch und die Ladezeit ohne die Benutzerfreundlichkeit zu beeinträchtigen.
Green Hosting
Damit die Basis stimmt sollte eine Website von einem Provider betrieben werden, der erneuerbare Energien einsetzt. Hierbei kann sollte man auf Provider setzen, die angeben, wer ihr Ökostromlieferant ist, von einer empfehlenswerten Bezugsquelle einkaufen und sich auch darüber hinaus für Nachhaltigkeit einsetzen. Transparenz auf Seiten des Hosters ist hier ein guter Indikator für Zuverlässigkeit.
Dark Mode
Mit Hilfe des Darkmodes, also einem schwarzen Hintergrund statt eines weißen oder farbigen Hintergrundes, kann Energie eingespart werden. Das trifft aber nur auf OLED-Bidschirme zu, bei denen jedes Pixel einzeln hinterleuchtet wird. Laptops und Computerbildschirme arbeiten meist noch nicht mit der neueren Technologie, Smartphones hingegen schon. Ist die Website also auf eine Hauptnutzung am Rechner ausgelegt, kann der Dark Mode vernachlässigt werden.
Schriften
Eine einzelne Schriftdatei kann pro Schriftschnitt bis zu 250 kb groß sein, was schnell zu einem Zusatzgewicht von 1 MB durch die Schrift führen kann. Daten, Ladezeit und Energie kann man also mit einer reduzierten Anzahl an Schriftschnitten oder mit Systemschriften einsparen, die auf allen Geräten schon vorinstalliert sind.
Sinnvolle Inhalte
Das Verfassen sinnvoller und inhaltsgeladener Texte hat durchaus Einfluss auf die Energie-Effizienz einer Website, da es die Dauer beeinflusst, die der Nutzer auf der Website verbringt.
UX-Design
Ein gutes UX-Design macht die Nutzung des Webs einfacher und angenehmer und reduziert so die Menge an Energie, die beim Surfen benötigt wird.
Verzicht auf Javascript
Javascrip ist einer Energiefresser. Es erhöht sowohl die Dateigröße der Website, als auch den Energieverbauch des Endgeräts. Die gewünschet Funktionalität kann häufig durch effizientere Technologien, wie zum Beispiel CSS, realisiert werden.
SEO
SEO hilft nicht nurFirmen dabei, langfristig und kosteneffizient zu wachsen, sie hilftNutzer:innen vor allem dabei, in kürzester Zeit das zu finden, was sie suchen. Es wird also in Summe weniger Energie verbraucht und die dennoch verbrauchte Energie lieferte dem Benutzer einen echten Mehrwert.
Das Internet ist doch ein Ort
Auch digitale Daten müssen von A nach B gebracht werden, und das benötigt Energie. Der Energieaufwand, um eine Seite von einem US-Webhosters zu laden, ist also höher als der, wenn das Rechenzentrum in der Näühr der Zielgruppe sitzt. Verteilt sich die Zielgruppe auf die ganze Welt, kann es sinnvoll sein CDN‘s zu nutzen. Diese stellen Rechenzentren auf der ganzen Welt bereit und sorgen so dafür, dass die Daten immer möglichst na am Nutzer sind.
Accelerated Mobile Pages (AMP)
AMP wurde entwickelt, um das Laden von Inhalten auf mobilen Geräte zu beschleunigen, indem unnötiger Code und Dateigewicht entfernt werden und eine minimalistische Version der ursprünglichen Webseite bereitgestellt wird. Ist die eigentliche Website schon effizient, bringt AMP nicht noch mehr Effizienz mit sich. Allerdings priorisiert Google AMP-Inhalte bei mobilen Suchanfragen und so kann AMP für mehr Sichtbarkeit sorgen.
Leichter Code
Schlanker und effizienter Code ist nicht nur grundsätzlich eine gute Sache sondern dabei auch noch energiesparsam. Von sauberem und einfachem Code ohne Doppelungen und mit effizienten Abfragen profitieren Performance, Wartbarkeit und Umwelt gleichermaßen.
PHP
Neuere Versionen von PHP sind meist nicht nur schneller, sondern verbrauchen auch weniger Serverressourcen und damit weniger Energie. Dies gilt sicher auch für PHP-Alternativen. Zudem gehen beim Update einer Software auf die neuste Version mit der erlangten Performance-Steigerung meist auch sicherheitstechnische Vorteile einher.
Fazit
Eine energieeffizientere Webseite ist also im Grunde genommen
immer auch eine bessere Webseite.
Viele Aspekte, die eine Website nachhaltiger machen, sind rein technischer Natur. Für Gestalter:innen bedeutet das nicht zwangsläufig eine Einschränkung in ihren Gestaltungsmöglichkeiten, aber es zeigt, dass wir uns mit den technischen Möglichkeit und Voraussetzungen im Webdesign auskennen müssen, um eine Website nutzerorientiert und nachhaltig gestalten zu können.